16.03.2009/eg Mitte März bot sich unserem Klubmitglied Edwin Griesser die Gelegenheit, einen brandneuen Mitsubishi iMiEV zu testen. Unser sehr erfahrener Elektrofahrzeugpionier Edwin, Pilot des TWIKE 745 und auch Fahrer eines ePanda der MES-DEA, testete den iMiEV auf Fahrkomfort, Fahreigenschaften und vieles mehr. Hier nun sein Bericht:
Heute habe ich bei der Generalvertretung in Kloten einen Kurztest mit dem Mitsubishi iMiEV ausführen dürfen. Ein tolles Erlebnis, auch für einen ePanda-Fahrer wie ich! Nachstehend einige Eindrücke:
Herr Philipp Neri, General Manager Marketing & PR, MM Automobile Schweiz AG, teilte mir vor einigen Tagen mit, dass zurzeit in Europa zum Flottentest bloss 3 Fahrzeuge für Firmen- und Presse-Präsentationen zur Verfügung stehen würden. Und am 23.03.09 müssten diese Elektrofahrzeuge an den Hersteller zurückgegeben werden. Denn ich wollte mich für einen ausgedehnten Reichweite-Test zur Verfügung stellen, da die bisherigen Testfahrten in der Schweiz die angegebene Reichweite von 144 km nicht ganz erzielt hatten. Wenn man bereits 18 Jahre ohne Auspuff auf den CH-Strassen unterwegs ist, dachte ich mir: Die 144 km kann ich wohl mit Leichtigkeit erreichen wenn wahrscheinlich gar übertreffen ...
In verdankenswerter Weise lud mich Herr Neri zu einer Kurz-Vorstellung mit Probefahrt nach Kloten ein. Gleich nach meiner Ankunft stellte er mir einen Fachexperten in der Person von Herrn Selz zur Verfügung. Und so vereinbarten wir ein veritables "Tauschgeschäft", indem Herr Selz zunächst eine Probefahrt mit meinem ePanda ausführen durfte. Dann gings mit viel Spannung ans Steuer des rechtsgelenkten Mitsubishi iMiEV!
Die Antriebsmaschine, ein Permanent-Synchronmotor mit 47 kW (63 PS) beschleunigt derart markant, dass man sich gar beherrschen muss, um nicht in die Kategorie der Raser eingereiht zu werden! Angetrieben durch 88 LiIon-Zellen der Marke YUASA. Dies rief bei mir gleich eine uralte Erinnerung wach, indem mein 1. Elektrofahrzeug vor 19 Jahren auch mit YUASA Akkus bestückt war: Der City-el Einplätzer, den man auch noch heute auf den Strassen antrifft. Bloss waren es dort japanische Blei-Säure Nassbatterien, welche bei gleichem Gewicht mindestens viermal weniger Energie fassten ...
Aber keine Gefahr: Die Elektrofahrzeug-Piloten gelten in der Regel nicht als Raser, denn sie nutzen das hohe Drehmoment beim Starten nur aus, wenn es wirklich nötig ist. Daher habe ich in den langen Elektroflitzer-Jahren erst zwei Bussen wegen Übertretung der Vmax berappen müssen. Und die 2mal 40 Franken habe ich damals fast mit "Schaden"-Freude bezahlt!
Der Mitsubishi iMiEV fährt sich so wunderschön ruhig, sicher ... genauso wie mein ePanda. Es sind tatsächlich nur Reifen-Abrollgeräusche hörbar.
Am diesjährigen Automobil Salon in Genf war bereits ein Exemplar des linksgelenkten iMiEV ausgestellt. Er wird noch einige Verbesserungen/Weiterentwicklungen und ein ansprechenderes Armaturenbrett aufweisen, wenn er im 2. Halbjahr 2010 in der Schweiz auf den Markt kommen wird. Die endgültigen Daten sind noch geheim, wie mir Herr Selz sagte. In Genf war das Fahrzeug abgeschlossen, sozusagen plombiert. Nach Salon-Ende kamen extra aus Japan Vertrauensleute angeflogen, um den Prototyp wohlbehütet zurück zu holen.
Der Innenraum des 5-türigen eMitsubishi bietet identische Platzverhältnisse wie mein 5-türiger ePanda. Gewichtsmässig schneidet der ePanda ein bisschen besser ab: 999 kg Leergewicht anstelle 1080 kg des eMitsubishi. Vermutlich daher der etwas höhere Stromverbrauch beim eMitsubishi, welcher anlässlich AR-Test mit 17,9 kWh/100 km ermittelt wurde, während sich der ePanda mit ca. 15 kWh/100 km begnügt. Entspricht einem Energiewert in Benzin von 1.79 bzw. 1.5 Liter. So oder so Spitzenwerte für komplett ausgerüstete und verkehrssichere Vierplätzer!
Ein Vorteil liegt beim eMitsubishi, indem er eine Lithium-Traktionsbatterie hat, welche längere Stillstandszeiten ohne Steckdosen-Kontakt erlaubt, während der ePanda mit der Zebra-Hochtemperaturbatterie ausgerüstet ist, welche sich nur während der Akkuladung und während der Fahrt automatisch auf der Betriebstemperatur von 260 - 300 °C hält. Während der Nichtbenützung (spätestens nach einem Tag) sollte der ePanda an die Steckdose und dort verbleiben. Nach Batterie-Füllung sorgt eine thermostatüberwachte Widerstandsheizung dafür, dass die Batterie-Elemente NaCl+Ni auf der nötigen Hochtemperatur verbleiben. Diese Elektro-Heizung resultiert dann in einem Stromverbrauch, den die Lithium-Ionentechnik nicht verursacht und nach ca. 1 Woche bald einmal 1 - 2 Franken kosten kann. Wird der ePanda täglich benützt, fallen diese Kosten glücklicherweise nicht an ...
Aber auch die eTwingos und ePandas des CH-Umrüsters MES-DEA haben noch einen andern Vorteil: Sie können jetzt ohne Wartezeit sozusagen "ab Stange" in Stabio TI bestellt und von dort bezogen werden.
Herr Neri sagte mir übrigens für nächstes Jahr einen Reichweiten-Test zu, wenn die ersten linksgelenkten iMiEV Serienfahrzeuge in die Schweiz gelangt seien. Da darf man ja erneut gespannt in die Zukunft blicken.
Für den TWIKE Klub, 23.03.2009, Text Edwin Griesser, Web Stephan Meister