Warten auf das Schiff
Mail vom 3. April 2008

Hallo

Was ich Euch jetzt schreibe, ist leider kein Aprilscherz, ich schreibe am 2. April aus Tanger, obwohl wir schon die zweite Nacht auf See sein sollten mit dem Fährschiff Ouzoud nach Genua.

Weil wir 4 Stunden vor Abfahrt dort sein müssen, fuhren wir am Montag früh aus Asilah los, in der Meinung, dass nun das Abenteuer vorbei sei. Beim Hafeneingang um 08.30h standen drei sichtlich nervöse Angestellte der Company, die uns erklärten, wir sollen um 18 Uhr, wieder kommen. Die Ouzoud hätte eine Panne gehabt und sei noch nach Barcelona. Unterwegs sei schlechtes Wetter gewesen.

Also verbrachten wir den sonnig heissen Tag in einem Campingplatz und am nahen Strand mit direkter Sicht auf das nahe Europa. Französische Rentner löcherten uns wie immer mit Fragen zu unserem Fahrzeug derweil dieses nachladen konnte. Kurz vor Abfahrt kam noch eine Familie mit einem klapprigen Campingbus mit dem sehr schönen Kleber "Faucheurs Volontaires contre l'OGM". Sie würden das Schiff nach Sete nehmen.
Kathrin geht es schon den ganzen Tag mies. Ihr Fisch war wohl nicht in Ordnung gestern.

Pünktlich um 18Uhr mussten wir uns weit hinten anstellen. Das übliche: Schlange stehen für die Passstempelei, danach mal ein Nachtessen suchen im zwielichtigen Gewirr und Gestank des Hafens. Es dunkelt. Michael wird im Auto schlafen gelegt, was er cool unter Abenteuer einreiht.
Um 20.30 werden Lunchpakete verteilt und inzwischen konnte ich das Auto "dedouaner". Später können wir durch den Zoll rollen und uns einreihen für aufs Schiff, welches aber noch nirgends ist. Ich lerne ein junges Paarchen aus Niederösterreich kennen, die in einem Ex-Militär-Steyr LKW hausen - darin leben sie mitsamt dem lieben 50 kg Rottweiler auch, wenn sie nicht gerade 3 Monate durch Marokko kreuzen. Dort schaue ich irgendwann, bei einem marrokanischen Bier, auf die Küchenuhr und sehe, dass gerade Mitternacht vorbei.

Tatsächlich erscheint die Ouzoud dann mal und entlädt an einem anderen Kai die Autos. Kathrin und Michael schlafen im Auto, mehr oder weniger tief. Kurz nach 3Uhr morgens fahren wir an Bord und beziehen unsere Viererkabine mit Badezimmer. Um 9Uhr wache ich auf und spüre zu meinem Missfallen keinerlei Seebewegung und auch kein, gegenüber der Stillage verändertes Motorengeräusch. Tatsächlich, wir sind immer noch in Tanger. Frugales Frühstück im Self-Service ohne etwas zum selbstservieren... (an Bord haben alle Vollpension, entsprechend ihrer Kabinenklasse in einem anderen Restaurant.)

Um 11 Uhr ein Stimmengewirr bei der Rezeption. Ich kriege heraus, dass die Ouzoud ein 2-Meter-Leck habe und nicht mehr seetauglich sei. Geschrei und Durcheinander auf arabisch-irgendwann wird klar, alle müssen runter, kriegen ihr Geld zurück und fertig ist die Reise.

Nochmals Zwei Wochen Fahrt durch Spanien und Frankreich? NEIN!!! Die Marokkaner haben unterdessen Angst, dass sie beim aussteigen, die Handhabe verlieren, von der Schifffahrtsgesellschaft vollständig und korrekt ausbezahlt zu werden. Und verbarrikadieren im Schiff die inzwischen wieder offene Laderampe mit einem Kleinlaster.
Immer wieder bilden sich Diskussionsgruppen Wortführer sind klar erkennbar.

Verhandlungen mit dem Versicherungsvertreter an Bord, mit dem Reeder, dazwischen werden Plastikstühle über Bord geschmissen und auch eine Deckenlampe geht zu Brüche. Ich habe einen Tipp gekriegt für das morgen nach Sete fahrende Schiff „Marakesch“ und gehe als erster, aber trotzdem unbehelligt von Bord und zur Buchungsagentur. Eine Viertelstunde später habe ich ein neues Ticket in einer Luxuskabine nach Sete (einer von noch etwa 20 Plätzen) sowie die Differenz des Fahrpreises (rund 2500 Dirham = 220 EURO) in Cash in der Hand. Sollen die anderen sich streiten...

Sofort gebe ich diese Info an die neuen Freunde aus Österreich und ein Italienisches Paarchen weiter. Dir rennen auch gleich. Nur: wie bringen wir das Auto, das zuhinterst und zuoberst steht rechtszeitig raus?
Mittagessen an Bord. Grüppchenweise lassen sich die Passagiere zu einem Gang zur Agentur erweichen. Der Widerstand bröckelt und mit dem Fortschritt des Nachmittags tröpfeln qualmend die ersten Kleinlaster aus dem Schiff. Da einige Leute den Motor aus Vorfreude schon einmal eine Stunde laufen liessen, gehen wir immer nur für kurze Inspektionen des Fortschritts zu den verqualmten Autodecks hinunter und vertreiben die Zeit mit Uno und an Deck sitzen. Um 19 Uhr sind wir draussen und parken direkt neben dem Schiff, weil wir es über Nacht dort stehen lassen wollen, um nicht noch mal durch den Zoll und die Autoeinfuhr zu müssen.

Hotel suchen, Nachtessen, sowie eine illegale Tat: Die vielen Dirhams in Euro zurück wechseln. Auch dies gelingt mir und nun endet die Geschichte vorläufig. Ich hoffe, der Rest morgen wird langweilig...

Sonnig, Martin

P.S. wir kommen nun drei Tage später nach Hause!


Fotos der Rückreise (siehe Alt-Text für Kommentar)

100_080401_Schiff 080401_Schiff

101 DIESMAL SONNIG

102 ZURUECK DURCH DIE STEINWUESTE

103 IN ERFOUD BEIM STEINLADEN

104 NUN SIND WIR SCHON FAST EINHEIMISCH

105 SOURCE BLEU DE M SORGSAMER UMGANG MIT WASSER

106 STORCH AUF MINARETT

107 AUF IN DIE BERGE

108 NZALA AUF 1700M HIER GABS KEINEN STROM

109 UEBRNACHTUNG IN MIDELT IN DER 6TUERMIGEN KASBA

110 DIE SOLARTHERMEN SEIEN AUS DER SCHWEIZ

111 DER ESEL UINTI = HILFE

112 KLEIDER VERTEILEN AUF DEM TIZI N ZAD 2178M

113 DOPPELSTOCKBUS

114 WALDGRENZE BEIM AFFENALD

115 EEFFIZIENTER STROHTRANSPORT

116 SO GROSS IST EINE ZEDER UND WIE DAS DUFTET

117 WER FINDET KATHRIN UND MICHAEL NEBEN DER ZEDER

118 EN GUETE MITENAND

119 DER UMGANG IST AEUSSERST HOEFLICH

119 WEIN SO WEIT DAS AUGE REICHT

120 AUCH MAROKANERINEN WOLLEN DIE FAHRSCHULE

121 SOMMERSTRAEUSSCHEN

122 DIMENSIONEN DER KOENIGLICHEN GEMAEUER

123 MEKNES AM PLATZ EL HEDIM


124 MEKNES AM PLATZ EL HEDIM

125 VOLUBILIS AUSSICHT UND MOSAIK IM HAUS DES ORPHEUS

126 VOLUBILIS MIT STORCHENNEST

127 VOLUBILIS TRIUMPHBOGEN

128 DIE HUGEL WERDEN MILDER

129 EKLIGES HOTEL UND ZNACHT IN SOUK EL ARBAA

130 GELOBTES LAND BLICK AUS DEM HOTEL

131 SAENDELEN UND LESEN