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Twike Tour von Pepi und Schoegy im Juli 2000Eine besondere Ferienreise durch die Schweiz gönnten sich Stephan Meister ("Pepi") aus Oerlingen ZH und Michael Schoch ("Schoegy") aus Rickenbach ZH. Vier Tage laden – twiken – laden – twiken – schieben – laden – twiken – laden – twiken – laden – twiken – schlafen – twiken – laden – ... Der erste TagWieder einmal machten wir uns mit dem Twike 056 von Heinz Mundwyler auf eine Fahrt ins Ungewisse. Einerseits wollten wir die Batterien durch intensives Hoch- und Tiefentladen kurieren, andererseits träumten wir von möglichst vielen Höhenmetern. Dass sich dies bestens vereinen lässt, zeigten die folgenden vier EXTREM-TWIKE-TAGE. Bei schönstem Wetter steuerten wir also das Twike in Richtung Alpen und Pässe. Wir wussten noch nicht, was wir diesmal von den Batterien erwarten konnten. Eine Umrundung der Schweiz schwebte in unseren Köpfen. Jeder Freiraum im Twike wurde als Stauraum für Zelt, Schlafsäcke, Trottinett, Rucksäcke, Essen, Radio, Karten und diverse Luxusgüter ausgenutzt.
Nach der Lade(n)pause beim Veloplus erreichten wir knapp den Kerenzerberg. Doch auch mit schieben und Pedalen und einer intensiven Steckdosensuche auf einer Alpwiese konnten wir die Umkehr nicht abwenden. In der nächsten Beiz erhielten wir Strom und Pommes Frites und machten uns nach einer Stunde gestärkt auf in Richtung Alpen. Noch optimistisch brausten wir durch Bad Ragaz. Landquart war schon beinahe in Sichtweite, als bereits zum dritten Mal die Spannungswarnlampe aufleuchtete und wir uns gezwungen sahen, beim nächsten Bauernhof mit letzter Kraft und grosser Angst vor dem Hunde um Strom zu betteln. Grosses Interesse erregte das Twike bei den zahlreichen Passanten. Nun hatten wir uns entschieden, den neuen Vereinatunnel auf seine Twike-Tauglichkeit zu testen. Dank haushälterischem Umgang mit Strom und Geschwindigkeit schafften wir die Steigung nach Klosters, doch auch mit gutem Zureden und viel Muskelkraft brachten wir das Twike nicht mehr bis zur Verladestation. In der Coop-Tiefgarage kreiste Pepi vergeblich mit den letzten Ampères auf der Suche nach einer Steckdose. Geschlagen wandten wir uns ans Skischulbüro und erhielten, was des Twikers Herz begehrt: Strom und nette Bedienung. Ohne Wartezeit und zum günstigen Motorrad-Tarif akzeptiert durchstachen wir den Berg und nutzten den Schwung hinauf durchs Engadin. Mit einer letzten Zwischenladung auf dem Flugplatz Samedan erreichten wir den Zeltplatz in Silvaplana und realisierten auch sofort, was wir vergessen hatten: Die Surfbretter...
Der zweite TagAusgeschlafen und aufgeladen kletterten wir am nächsten Morgen gemütlich die Passstrasse zum Julier hinauf. Auf der Passhöhe (2284 m.ü.M) stahlen wir dem Kiosk die Show und posierten für einen Reisecar mit japanischen Touristen. Doch lange hielten wir es nicht aus, denn wir hatten ja 1700 Höhenmeter Talfahrt vor uns. Natürlich speicherten wir den überschüssigen Schwung in den Batterien und so reichte es noch für den nächsten Anstieg von Thusis bis Andeer. Wir müssen hier dem Twike-Fahrer aus Hinterrhein ein Lob für seine Bemühungen, das Hinterrheintal elektromobiltauglich zu erschliessen, aussprechen. Weil wir aber immer bis ans Limit fahren, d.h. bis zum bitteren Schieben oder kurz davor, und weil die Batterien irgendwie müde waren, mussten wir bereits beim Camping Andeer um Strom betteln. Dieser reichte dann bis Hinterrhein, wo wir vor dem Endanstieg zum San Bernardino-Pass die letzte Zivilisation und die erste offizielle LEMnet-Steckdose auf unserer Tour nutzten. Natürlich hatten wir das Pech, dass der Laden gerade geschlossen war, doch das erste menschliche Wesen, das in diesem kleinen Dorf auftauchte, war auch gleich der Sohn der Ladenbesitzerin und Steckdosenanbieterin. Sie freuten sich über ihre ersten Stromkunden und öffneten für uns sogar den winzigen Dorfladen, wo wir gleich Mittag- und Nachtessen einkauften. In der Wartezeit an der Sonne steckten wir unsere überschüssigen Kräfte ins Scheibenpolieren. Nach einem herzlichen Dankeschön und ein paar Photos legten wir uns in die Pedale, denn jetzt ging's aufwärts. Auf dem Hospiz (2065 m.ü.M.) versammelte sich sofort eine Menschenmenge um das exklusive Gefährt und wir gaben bereitwillig Auskunft in Deutsch, Englisch und Französisch. Natürlich drückten wir jedem einen Prospekt mit unseren freundlichsten Empfehlungen in die Hand, schossen noch einige Photos und schon bald rasten wir die kurvenreiche Passstrasse hinunter. 50 km gratis, nein sogar mit Gewinn von Energie, um in der Ebene Biasca und die dortige Park&Charge-Steckdose zu erreichen und zu finden. Während der Ladezeit kochten wir unser Nachtessen und stärkten unsere Waden mit Teigwaren für den nächsten Anstieg. Trotz gezieltem Einsatz von Hirn (intelligente Fahrweise) und Muskulatur (nicht nur zum Schwatzen!) suchten wir nach kürzester Fahrzeit und wenigen Metern in Lavorgo bereits wieder eine Steckdose. Auf dem Bahnhof (unser Geheimtip an alle Twiker) fanden wir auf dem WC eine solche und das Twike konnte sich wieder stärken. Möglicherweise war es ihm einfach zu heiss im Süden!? Oder es lag an unserem umfangreichen Gepäck!? Denn die nächste Etappe endete offiziell bereits kurz vor Airolo. Wir sahen uns gezwungen, das erste und wie sich herausstellte das letzte Mal an einer Tankstelle um Strom zu fragen. Der Angestellte bot uns mit einem Lächeln Benzin an, was wir dankend ablehnten. Es blieb mir als Beifahrer also auszusteigen (um Gewicht zu sparen) und zu schieben (um Strom zu sparen). Doch auch so schafften wir die letzten 500 m Steigung bis zum Dorf mit vielversprechenden Stromaussichten nicht. Der Pilot musste seinen bequemen Sitz auch noch verlassen, um dem müden Twike schiebend zu helfen sich selber die letzten Meter hochzuquälen. Alle 20 m mussten wir kurz anhalten, damit sich die Spannung etwas erholen konnte und wir bei Einbruch der Dunkelheit die Park&Charge-Steckdose neben dem Eingang ins grosse Parkhaus (schräg oberhalb des Bahnhofs) erreichten. Das beeindruckende Alpenmassiv liess bei unserm Batteriezustand die berechtigte Frage aufkommen: Kommen wir je wieder in die Deutschschweiz zurück? Doch ein Twiker gibt nicht so schnell auf und wir starteten nach einer Suppe bei Dunkelheit in Richtung Nufenenpass. Auf der Karte waren in der Hälfte der Strecke einige Häuser zu erkennen und wir pokerten, dort mit der Taschenlampe eine Steckdose und keine Hunde zu finden. Zu unserem Erstaunen hatte es sogar ein Restaurant und dieses beherbergte um 22.30 Uhr noch einige einheimische Gäste. Freundlicherweise wurde uns auch eine Steckdose angeboten und wir einigten uns darauf, sofort abzufahren, wenn sie mit dem Aufräumen fertig wären. Diesen Moment zögerten wir durch unsere Konsumationen noch ein wenig hinaus. Doch um Mitternacht waren alle andern Gäste verschwunden, der Boden gefegt und die Stühle auf den Tischen. Dieser Strom musste also bis auf den Nufenen reichen. Und er reichte! Nur vom Mond verfolgt kamen wir kurz vor ein Uhr auf dem 2478 m hohen Pass an. Der Touristenansturm auf das Twike blieb diesmal aus. An einer Aussensteckdose des verlassenen Restaurants konnten wir das Twike noch für die Nacht aufladen. In der eisigen Kälte waren wir froh um die zwei Föhne. Nach einer wärmenden Bouillon fuhren wir mit dem Vorderrad an ein schräges Schneefeld um die Sitze in Schlafposition zu bringen. Nachdem die Mätteli installiert und jeder in seinen Schlafsack geschlüpft war, schlossen wir die Haube und schliefen auch schon bald ein. Der dritte TagMehr oder weniger ausgeschlafen wurden wir am nächsten Morgen durch die ersten Sonnenstrahlen und Reisecars geweckt. Der einzige Nachteil an den Twike Sitzen ist der Winkel, der es verunmöglicht, sich auf die Seite oder den Bauch zu kehren. Nach einem kurzen Bad im eisigen Bergsee und improvisierter Morgentoilette stachen wir in die Tiefe Richtung Wallis. Nach intensiver und genussvoller Kurvenfahrt tropfte plötzlich Öl aus dem Bremszylinder. Glücklicherweise hatten wir die kritischen Haarnadelkurven bereits hinter uns und Ulrichen war in Sichtweite. Das nächste Twike-Zentrum war Bern. Also steuerten wir den Lötschbergtunnel an und mussten mit erhöhter Aufmerksamkeit lenken, denn Bremsen war mit der Motorbremse und der Handbremse noch möglich, doch hatte sich der Bremsweg sicher verdoppelt. In Brig besuchten wir einen Kollegen und in Gampel fanden wir in der Tiefgarage der Migros eine Steckdose. Nach dem steilen Anstieg nach Goppenstein fuhren wir auf den Autozug und flitzten im Dunkeln durch den Lötschbergtunnel. Um einen kleinen Schock zu verhindern, empfiehlt es sich, vor der Abfahrt die Handbremse anzuziehen. Dann gings runter nach Spiez wo wir in einem offiziellen LEMnet-Restaurant Magen und Twike laden konnten. Bei einer speziellen Abendstimmung pedalten wir durch's Krauchtal und erreichten den Campingplatz in Wabern, wo wir freundlich und mit grossem Interesse vom Platzwart empfangen wurden. Er stellte uns Steckdosen und sogar den Unterstand seines Rasenmähers zur Verfügung und verrechnete keine Autoparkgebühren. Als wir am späten Abend von einem Besuch in der Stadt auf den Zeltplatz zurückkamen, waren wir einmal mehr froh um unser kleines, leichtes Twike. Die Barriere zum Zeltplatz war bereits geschlossen und ein Durchkommen auf dem Strässchen nicht möglich. Doch erreichten wir schiebend über die Terrasse des Restaurants und vorbei an den Zelten unsern Platz und die dringend benötigte Steckdose. Der vierte TagNachdem wir bei den Verwandten in Bern ein zivilisiertes Morgenessen genossen hatten, steuerten wir sofort das Twike-Zentrum an. Maya ersetzte uns schnell und kompetent den Bremszylinder. Danach starteten wir Richtung Zürich. Der Wartesaal von Rietwil HB sollte unsere nächste Halte- und Aufladestelle sein. Um die Mittagszeit hielten wir dann in einem Restaurant und dort löste das Twike beinahe einen Krach am Stammtisch aus. Ein eigenwilliger Gast konnte sich kaum erholen und schimpfte in den schönsten Tönen über die Grünen. Ein anderer hatte ungefähr 1000 Hirnzellen mehr und verteidigte uns, worauf er gleich als unser Verbündeter beschimpft wurde. Den folgenden markanten Satz konnten wir erlauschen und möchten ihn euch nicht vorenthalten: "Man sollte alle Grünen aufhängen, solange es noch Bäume gibt!" Die Serviertochter entschuldigte sich vielmal für ihre Stammgäste, doch liessen wir uns das Essen nicht verderben und sahen es eher als nette Unterhaltung. Ganz knapp erreichten wir mit der nächsten Ladung unseren Kollegen in Stadel bei Niederglatt. Ganz knapp, weil wir die letzten 2 Kilometer nur mit Muskelkraft und etwa 30 km/h auf dem Radweg zurücklegten und den Schlussanstieg nur mit Schieben und im Retourgang bewältigten. Später sagte uns Heinz Mundwyler, dass wir die Beschleunigung 1 auf 4 Ampère einstellen könnten, um so jeweils der spannungsgeschwächten Batterie in solchen Situationen die letzten Tropfen Strom zu entlocken. Einmal mehr haben wir auf einer interessanten Twike-Tour viel Land und Leute und auch das Twike besser kennengelernt. Unterdessen ist es Oktober geworden und Pepi hat nun sein eigenes Twike 188. Was erwartet uns im nächsten Sommer? Vielleicht 1-wöchige Tour,
vielleicht ins Ausland, warum schögy and pepi, 22. Oktober 2000 Stephan Meister, pepi52@hotmail.com |
update: 23.11.2000
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